07. Dezember 2020

Die Berliner Museen sehen sich in der Verantwortung, einem breiten und diversen Publikum kulturelle Teilhabe zu ermöglichen – in der Pandemie und über diese hinaus. Der Landesverband der Museen zu Berlin e.V. schließt sich der Bildungsvision des Deutschen Museumsbundes e.V. und des Bundesverbandes Museumspädagogik e.V. an und fordert die nachhaltige Unterstützung von Trägern und Politik.

Vor etwas mehr als einer Woche beschloss der Berliner Senat erwartungsgemäß, dass die Berliner Museen frühestens zum 23. Dezember 2020 ihre Türen wieder für ihr Publikum öffnen dürfen. Daran änderte auch die kürzlich veröffentlichte Neufassung des Infektionsschutzgesetzes des Bundes nichts. Diese erkennt aber die gesellschaftliche Relevanz der Kultureinrichtungen über ihre Funktion als Freizeiteinrichtungen hinaus an. So ist eine wichtige gesetzliche Grundlage geschaffen, um von der Politik künftig besonders sorgsame Entscheidungen mit Blick auf die Kultureinrichtungen zu fordern.

Die Pandemie stellt uns vor große gesellschaftliche Herausforderungen. Viele Menschen leiden unter der dauernden Isolierung. Die soziale Ungleichheit wächst. Die Notwendigkeit staatlicher Eingriffe stellt den sozialen Zusammenhalt auf die Probe. Um diese zu meistern, müssen wir uns weiterhin begegnen, uns auseinandersetzen und im Gespräch bleiben. Wir brauchen Freude und Inspiration. Mit ihren Sammlungen, Räumlichkeiten und Erfahrungen als Bildungs- und Begegnungsorte für verschiedenste Bevölkerungsgruppen sind die Museen ebenso prädestiniert wie kompetent, hier einen wichtigen Beitrag zu leisten.

In unseren Häusern haben wir für sichere Bedingungen gesorgt, Hygienekonzepte entwickelt und umgesetzt. Mit viel Elan und Kreativität haben viele Museen kurzfristig pandemietaugliche Angebote geschaffen. Jetzt müssen wir Sorge tragen, dass wir langfristig einem breiten und diversen Publikum kulturelle Teilhabe ermöglichen können – im analogen wie im digitalen Raum.

Wie bleiben wir wichtige Partner*innen für Schulen, wenn diese Angebote nur in kleinen Gruppen wahrnehmen können und dadurch ein vielfacher Aufwand an Personal, Räumen und Planung von Museen und Bildungseinrichtungen notwendig ist? Wie sorgen wir dafür, dass ältere Menschen, die sich vor Ansteckungen fürchten, nicht vom Museumsbesuch ausgeschlossen werden? Wie schaffen wir unter Einhaltung der Abstandsregeln Raum für Partizipation und Mitgestaltung? Wie ermöglichen wir Hörgeschädigten die Teilnahme an unseren Angeboten, wenn Mund-Nase-Bedeckungen die Mimik verdecken, auf die sie angewiesen sind? Das ist nur ein Teil der Fragen, die die Museen derzeit beschäftigen.

Die strategische Weiterentwicklung der Arbeitsweisen, Programme und Strukturen liegt in der Verantwortung der Museen und wird bereits umgesetzt. Als Fachverband der Berliner Museen erwarten wir von den politischen Entscheidungsträger*innne eine entschiedene Verbesserung der Rahmenbedingungen. In der Pandemie zeigen sich einige strukturelle Probleme wie unter dem Brennglas:

  • Die dünnen Personaldecken – insbesondere im Bereich der Bildung und Vermittlung – machen die Bewältigung des zusätzlichen Aufwands für viele Museen zum Kraftakt. Neben dem hohen Innovationsbedarf müssen die Museen mit der fehlenden Planungssicherheit umgehen. Es darf nicht zu Personalkürzungen kommen. Kurzarbeit ist keine Lösung

  • Die Digitalisierung erfordert einen umfassenden Transformationsprozess. In vielen Museen fehlt es neben projektunabhängigem Personal, das sich mit Zeit und Know-How dieser Aufgabe widmen kann, an einfachsten technischen Voraussetzungen. Digitale Kompetenzen müssen erarbeitet, erprobt und weitervermittelt werden. Dafür braucht es zielgerichtete und leichtzugängliche Fortbildungsangebote.

  • Viele freie Mitarbeiter*innen und Soloselbständige kämpfen mit hohen Einnahmeverlusten. Es besteht die Gefahr, dass diese der musealen Bildungslandschaft langfristig verloren gehen – und mit ihnen wichtige Erfahrungen und Wissen über Institutionen, Inhalte und Besucher*innen. Unter anderem Initiativen wie „Geschichte wird gemacht“ wiesen bereits vor der Pandemie auf zahlreiche Probleme in der Zusammenarbeit zwischen Museen und freien Mitarbeiter*innen/ Soloselbständigen hin. Hier braucht es dringend nachhaltige Lösungen.

In diesem Sinne schließen wir uns der kürzlich in der Bildungsvision des Deutschen Museumsbundes e.V. und des Bundesverbandes Museumspädagogik e.V. formulierten Forderung an:

„Als Bildungsorte der Zukunft brauchen Museen das klare Bekenntnis von Politik, Zivilgesellschaft und Trägern zu ihrer kultur­ und bildungspolitischen Relevanz. Sie benötigen dauerhaft personelle, räumliche und finanzielle Ressourcen, die sie eigenverantwortlich, nachhaltig und effizient bewirtschaften.“

Es unterzeichnen für die rund 120 Mitglieder des Landesverbandes der Museen zu Berlin die Mitglieder des Vorstandes: Dr. Annemarie Jaeggi, Bauhaus-Archiv; Prof. Dr. Axel Klausmeier, Stiftung Berliner Mauer; Dr. Thomas Köhler, Berlinische Galerie; Dr. Patricia Rahemipour, Institut für Museumsforschung, SMB; Bernt Roder, Museum Pankow; Anja Schaluschke, Museum für Kommunikation Berlin; Dr. Dorothea Schöne, Kunsthaus Dahlem; Paul Spies, Stiftung Stadtmuseum Berlin; Moritz van Dülmen, Kulturprojekte Berlin GmbH; Dr. Julia Wallner, Georg Kolbe Museum; Prof. Dr. Matthias Wemhoff, Museum für Vor- und Frühgeschichte, SMB.

Es zeichnen außerdem mit: Marius Babias, Neuer Berliner Kunstverein; Stephan Erfurt, C/O Berlin Foundation; Silvia Fehrmann, Berliner Künstlerprogramm des DAAD / daadgalerie; Krist Gruijthuijsen, KW Institute for Comtemporary Art; Prof. Dr. Christina Haak und Heike Kropff, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz; Annette Maechtel, neue Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK); Prof. Dr. Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, SAVVY Contemporary; Dr. Stephanie Rosenthal, Gropius Bau; Prof. Dr. Bernd M. Scherer, Haus der Kulturen der Welt.

26. Oktober 2020

Mit Umsicht, Vorsicht und einem respektvollen Miteinander konnten die Berliner Museen im Mai nach einer 7-wöchigen Schließzeit wieder öffnen. Die Berliner Häuser haben gemeinsam und solidarisch in Absprache mit dem Berliner Senat und den Gesundheitsbehörden umfassende Hygiene- und Öffnungskonzepte entwickelt. Museumsbesuche in Zeiten der Pandemie sollen möglich bleiben! In täglichen Gesprächen mit unseren Besucher*innen erleben wir, welchen Stellenwert die Kultur gerade in schwierigen Zeiten wie diesen hat. Wir Museen sehen uns gewappnet mit aller gebotenen Kraft auch weiterhin offene Häuser zu bleiben und unseren öffentlichen Bildungsauftrag wahrzunehmen. Museen sind sichere Orte, die jenseits des Massenbetriebs Begegnungen und Inspiration ermöglichen.

Landesverband der Museen zu Berlin, vertreten durch seinen Vorstand

30. April 2020

Zum 4. Mai 2020 hebt das Land Berlin das Öffnungsverbot für Museen auf. Damit ist es den Museen in Berlin nach sieben Wochen erstmals wieder möglich, ihre Häuser für den Publikumsverkehr zu öffnen.

Der Landesverband begrüßt diese Entscheidung der Politik. Sie ist ein erster wichtiger Schritt, um die kulturelle Grundversorgung der Bevölkerung wieder gewährleisten zu können. Gleichzeitig zeigt diese Entscheidung einmal mehr, wie wichtig Kultur für ein erfülltes gesellschaftliches Leben ist. Für die Museen und ihre Mitarbeiter*innen waren die letzten Wochen eine herausfordernde Zeit, in denen viele, teils langfristig gebundene Planungen binnen kürzester Zeit verschoben oder abgesagt werden mussten und vieles in den digitalen Raum verlegt wurde.

Die Museen sind unter den ersten Kultureinrichtungen, die im Land Berlin wieder öffnen dürfen. Sie tragen damit gesellschaftliche Verantwortung. Dessen sind sie sich bewusst und möchten ihren Teil dazu beitragen, dass die Berliner Bevölkerung auch in Krisenzeiten Kultur genießen kann. In diesem Zusammenhang verweist der Landesverband darauf, dass auch die Öffnung unter gegenwärtigen Bedingungen für die Museen eine besondere Herausforderung ist. Der Großteil der Museen finanziert sich zumindest in Teilen durch Ticketeinnahmen, die durch die instabile Besuchslage gefährdet sind.

Dr. Thomas Köhler, Vorstandsvorsitzender des Landesverbands der Museen zu Berlin und Direktor der Berlinischen Galerie, skizziert
das Dilemma der Museen zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und ökonomischen Defiziten: „Die Museen sind auch in dieser Ausnahmesituation weiter dem Gebot der Wirtschaftlichkeit verpflichtet und eine Öffnung bedeutet wirtschaftliche Defizite. Wer öffnet, muss mit geringen Besuchszahlen rechnen, denn um Personal und Besucher*innen schützen zu können, muss auch die Anzahl der Besucher*innen reguliert werden. Dies bedeutet im Zweifel geringere Einnahmen bei gleichzeitigen Fixkosten und steigenden Ausgaben für die notwendigen Maßnahmen. Gerade für kleinere Einrichtungen geht diese Rechnung oft nicht mehr auf. Wenn also die durch große Heterogenität gekennzeichnete Berliner Museumslandschaft weiterhin in ihrer Vielfalt bestehen bleiben soll, muss auch die Politik handeln und in die Pflicht genommen werden. Zum jetzigen Zeitpunkt begrüßen wir aber vor allem erst einmal den Beschluss, dass erste Museen ab dem 4. Mai wieder öffnen dürfen und können, Kultur dadurch wieder im analogen Raum erfahrbar wird und die Berliner Kulturlandschaft – ein Markenzeichen der Stadt – damit Stück für Stück zu neuem Leben erwacht.“

Ab dem 4. Mai, mehrheitlich ab dem 11. Mai, öffnen die Museen sukzessive. Einige wenige werden voraussichtlich bis nach der Hochphase der Pandemie geschlossen bleiben müssen. Einen Gesamtüberblick über Öffnungsdaten und -zeiten sowie eventuelle Einschränkungen und Vorschriften bieten das Museumsportal Berlin und die individuellen Museumswebseiten.

Landesverband der Museen zu Berlin, vertreten durch seinen Vorstand