Wie gehen Kultureinrichtungen und speziell Museen mit der Corona-Krise und den damit verbundenen Einschränkungen um? Wie gut sind sie in der Lage auf eine solche Situation zu reagieren? Was passiert intern? Wie gestaltet sich die Arbeit nach außen? Wie bleiben sie mit ihrem Publikum im Kontakt? Was sagt das über die Fähigkeit der Kultureinrichtungen, mit Veränderungen umzugehen, aus? Welche Rolle spielen Kulturpolitik und Förderstrukturen? Was heißt das für die Zukunft? Was können wir lernen? Welchen Herausforderungen müssen wir uns stellen?

 

In Leitbildern definieren Museen ihr Selbstverständnis, ihre Werte, Ziele und Aufgaben. Sie sind die gemeinsame Basis für die Ausrichtung der Arbeit des Museums und dienen als wichtige Entscheidungs- und Argumentationsgrundlage nach Innen und Außen. Die AG diskutiert vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Einflusses des Rechtspopulismus, die Funktionen, Inhalte, Erarbeitungsprozesse von und den Umgang mit Leitbildern. So können Leitbilder mit einer klaren Positionierung einen wichtigen Beitrag in der Auseinandersetzung mit Rechtspopulismus leisten. Ein gelebtes Leitbild wirkt dabei sowohl nach außen als auch in die betreffende Einrichtung hinein. Der Workshop setzt sich mit der Frage auseinander, welche Aspekte die Wirksamkeit von Leitbildern mit Blick auf Rechtspopulismus fördern. 

Moderation und Input: Uwe Albrecht, Adolf-Bender-Zentrum für Demokratie und Menschenrechte

 

In vielen Museen und Gedenkstätten wird ein großer Teil der Bildungsarbeit von freien Mitarbeitenden geleistet. Sie erbringen selbständige Leistungen im Auftrag der Institutionen, werden aber vom Publikum als Repräsentant:innen der Einrichtungen wahrgenommen. Dabei werden sie in ihren Führungen auch mit rechtspopulistischen Äußerungen und Provokationen konfrontiert und sind gefordert, sich dazu verhalten, Haltung zu zeigen. Tom Werner und Jan Paul Hartmann, freie Mitarbeiter Berliner Museen und Gedenkstätten sowie Vertreter der Initiative „Geschichte wird gemacht“ geben in dieser Arbeitsgruppe einen Einblick in die speziellen Herausforderungen, die sich für die freien Mitarbeitenden daraus ergeben. Sie fordern: „Bildungsarbeit in Zeiten des Rechtspopulismus muss auch und vor allem bedeuten, den Bildungsarbeitenden den Rücken zu stärken.“ Die Arbeitsgruppe erarbeitet gemeinsam konkrete Vorschläge für Maßnahmen, mit denen Museen und freie Mitarbeitende im Rahmen der arbeitsrechtlichen Vorgaben, die Qualität der Bildungs- und Vermittlungsarbeit in Zeiten von Rechtspopulismus sichern können.

Input: Tom Werner und Jan Paul Hartmann, freie Mitarbeiter Berliner Museen und Gedenkstätten sowie Vertreter der Initiative „Geschichte wird gemacht“

Moderation: Sarah Langnese, Kreativ Kultur Berlin/Kulturprojekte Berlin

Rechtspopulistische Haltungen sind Teil unserer Gesellschaft und zeige sich – potentiell – auch unseren Museumsteams.  In der Regel werden Haltungen zu politischen Fragen der Mitarbeiter:innen als Privatsache betrachtet. Diese AG reflektiert, wodurch diese relevant für die Arbeit des Museums und die Personalpolitik werden. Eine gesetzlich vorgeschriebene Maßnahme, um einen diskriminierungsfreien Umgang des Personals untereinander zu sichern, sind innerbetriebliche Beschwerdestellen. Bisher gibt es diese aber in viel zu wenig Museen – eines der wenigen ist das Anne Frank Zentrum in Berlin. Veronika Nahm, Leiterin des Anne Frank Zentrums, stellt ihre Erfahrungen vor und zur Diskussion. Diskutiert werden Sinn & Zweck, Potential und die Möglichkeiten, die Effektivität der Beschwerdestellen, zu sichern.

Input: Veronika Nahm, Leiterin des Anne Frank Zentrums, Berlin

Moderation: Jurek Sehrt, Leiter Bildung und Vermittlung, Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin

Der Verein Tadel verpflichtet! e.V. (der sich aus den beiden Initiativen kleiner5 und Diskursiv zusammensetzt) befasst sich intensiv mit rechtspopulistischer Sprache und ihren Gefahren. Sie möchte Menschen ermutigen, miteinander im Gespräch zu bleiben und empfiehlt dafür das Prinzip der „radikalen Höflichkeit“. Hannah Katalin Grimmer, ehrenamtlich im Verein tätig, stellt dieses in einem Impuls vor- und zur Diskussion. Die Arbeitsgruppe diskutiert, inwiefern dieses Prinzip hilfreich und ggf. handlungsleitend für die Museumsarbeit sein kann. Die Arbeitsgruppe lotet Anwendungssituationen, Potentiale und Grenzen der „radikalen Höflichkeit“ aus. Schließlich geht es um die Frage, wie Museen als gesellschaftliche Institutionen mit möglichst breiten Teilen der Gesellschaft im Gespräch bleiben, sich aber gleichzeitig eindeutig für demokratische Grundwerte positionieren.

Input: Hannah Katalin Grimmer, ehrenamtlich tätig für Tadel verpflichtet! e.V.

Der gesellschaftliche Einfluss des Rechtspopulismus wirkt sich auch auf das Publikum aus. Museen und Gedenkstätten sind mit Einzel- und Gruppenbesuchenden konfrontiert, die Tabus brechen und die Grenzen des Sagbaren verschieben,  gezielt stören und provozieren. Jan Lormis, Pädagogischer Mitarbeiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, stellt in dieser AG die theaterpädagogische Methode des Forumtheaters vor und zur Diskussion, die Mitarbeitenden von Museen und Gedenkstätten ermöglicht problematische Situationen nachzustellen und dann ganz praktisch, situativ und spontan nach Veränderungen in ihrem eigenen Verhalten zu suchen. Die Arbeitsgruppe diskutiert mögliche Konfliktsituationen und praktische Hilfestellungen für Museumsmitarbeitende.“

Moderation: Paolo Stolpmann, Museumsdienst der Kulturprojekte Berlin

Rechtspopulismus trägt zur Spaltung der Gesellschaft bei und unterstützt antidemokratische Tendenzen. Ist es Aufgabe von kultureller Bildung in Museen dem entgegenzuwirken? Kann kulturelle Bildung in Museen Prävention gegen rechtspopulistisches Gedankengut sein? Bildungsarbeit ist im Jüdischen Museum Berlin seit seiner Eröffnung 2001 ein tragender Pfeiler der Museumsarbeit. Diana Dressel, Leiterin Bildung des Museums, eröffnet die Diskussion der Arbeitsgruppe mit einem Impuls: „Wir bemühen uns im JMB um alle, die „Fragen haben“, auch um Nicht-Besucher:innen des Museums. Doch, was ist mit Menschen, die sich nicht für Judentum interessieren? Oder denjenigen, die Juden und Jüdinnen beleidigen? Das JMB versteht sich selbst als kulturhistorisches, diversitätssensibles und lernfähiges Museum mit einem Bildungsauftrag für demokratisch-historische und kulturelle Bildung und als einen Ort der Begegnung. Welche Herausforderungen dies für die Bildungsarbeit bedeutet, möchte ich Ihnen am Beispiel des Workshops Antisemitismus. Das Gerücht über die Juden darlegen. Lassen Sie uns diskutieren, welche Herausforderungen und Möglichkeiten in der kulturhistorischen, politischen oder künstlerisch-ästhetischen Bildungsarbeit stecken.“

Input: Diana Dressel, Leiterin Bildung des Jüdischen Museums Berlin

Was können Museen zur politischen Bildung von Jugendlichen beitragen ? Ist das ihre Aufgabe? Welches Potential haben sie? Und was ist damit überhaupt konkret gemeint? Zwei Impulsgeber:innen eröffnen die Diskussion aus unterschiedlichen Perspektiven: Im Museum für Vor- und Frühgeschichte wurde im September letzten Jahres die Ausstellung „Germanen. Eine archäologische Bestandsaufnahme“ eröffnet und forderte von den Mitarbeitenden sich sich mit der Gefahr auseinandersetzen, als Bühne identitärer Vereinnahmung genutzt zu werden. Dorothea Parak, Leonard Schmieding und Christopher Förch, wissenschaftliche Mitarbeitende der Abteilung Bildung und Vermittlung der Staatlichen Museen zu Berlin, stellen ihre Vermittlungsbausteine für Jugendliche zur Ausstellung „Germanen. Eine archäologische Bestandsaufnahme“ vor- und zur Diskussion. Fernande Raine vom Verein Got History e.V. berichtet von Ihrer Arbeit in den USA. Ziel ist es, Museen und Schulen darin unterstützen, gemeinsam und kooperativ das Projekt „Vorbereitung junger Menschen als Teilnehmer einer demokratischen Gesellschaft” anzugehen.

Input: Dorothea Parak, Leonard Schmieding und Christopher Förch, wissenschaftliche Mitarbeitende der Abteilung Bildung und Vermittlung der Staatlichen Museen zu Berlin sowie Fernande Raine vom Verein Got History e.V.

Moderation: Sarah Rehberger, Stiftung Topographie des Terrors

 

Immer mehr Museen nutzen die sozialen Medien um auf ein breiteres Publikum zuzugehen. Dabei machen Museen auch Erfahrungen mit Hate Speech. Hate Speech bringt Kommunikationsverantwortliche in ein Dilemma: Eigentlich möchten wir den Urheber:innen menschverachtender Botschaften keine zusätzliche Aufmerksamkeit bescheren. Aber wenn wir Hassrede ignorieren, dann kann unser Nichthandeln als Zustimmung interpretiert werden. Oliver Saal und Alina Darmstadt vom Projekt Civic.net der Amadeu Antonio Stiftung stellen Strategien vor und zur Diskussion, die Social-Media-Verantwortliche von Museen im Umgang mit Hassrede anwenden können. Die Arbeitsgruppe diskutiert davon ausgehend, wie es Museen im Community Management – auch unabhängig von konkreten Bedrohungssituationen – gelingen kann, positive Akteur:innen zu stärken, mit ihrer Arbeit zu einem respektvollen Miteinander zu leiten und Räumen für konstruktive und plurale Debatten zu eröffnen.

Moderation & Input: Oliver Saal und Alina Darmstadt vom Projekt Civic.net der Amadeu Antonio Stiftung

Die Sammlungen sind die Basis der Museumsarbeit. In der Diskussion um „Museen in Zeiten von Rechtspopulismus“ sollte also auch gefragt werden: Hat der gesellschaftliche Einfluss des Rechtspopulismus auch Relevanz für die Bewahrung, Dokumentation, Erschließung, Erforschung und Erweiterung der Sammlungen? Inwiefern kann der Umgang der Museen mit ihren Sammlungen einen Nährboden für Rechtspopulismus liefern? Wie sehen Sammlungskonzepte aus, die dem bewusst entgegenwirken? Sophie Gerber, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Technischen Museums Wiens, eröffnet die Diskussion mit einem Impuls zu einer „Sammlungsstrategie mit Haltung“, stellt entsprechende Werkzeuge, um diese in die Tat umzusetzen, sowie konkrete Praxisbespiele vor- und zur Diskussion. Die Arbeitsgruppe diskutiert darüber hinaus, die Herausforderungen und Potentiale der Sammlungsarbeit in Hinblick auf die Weiterentwicklung der gesamten Institutionen, ihre Strukturen- und Arbeitsweisen.

Input: Sophie Gerber, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Technischen Museums Wiens

Moderation: Dietmar Osses, Leiter Zeche Hannover/LWL-Industriemuseum und Sprecher des AK Migration des Deutschen Museumsbundes e.V.

Die Stiftung Berliner Mauer setzt in ihrer Arbeit intensiv auf Zeitzeug:innen – als Interviewpartner:innen für das Oral-History-Archiv, als Gesprächspartner:innen in der Bildungsarbeit, als Leihgeber:innen für die Sammlung, als Beteiligte an Veranstaltungen und nicht zuletzt als Teil der musealen Präsentation in unseren Ausstellungen. Die persönlichen Auswirkungen der Berliner Mauer und der deutsch-deutschen Fluchtbewegung werden durch die Berichte über individuelle Erfahrungen nachvollziehbar und analysierbar. Wenn sich Zeitzeug:innen in der Öffentlichkeit rechtspopulistisch äußern oder im Umfeld von rechtsextremen Parteien auftreten, stellt dies die Mitarbeitenden vor besondere Herausforderungen: Können ihre Biografien und Schilderungen in unserer Vermittlungs- und Bildungsarbeit einsetzen? Wie gehen wir mit ihnen geführten Zeitzeug:inneninterviews als Quellen um? Sarah Bornhorst, Leiterin des Arbeitsbereichs Zeitzeugenarbeit / Oral History, und Cornelia Thiele, Projekt Neustart Kultur und Projekt Erinnerungsort Checkpoint Charlie, beide Stiftung Berliner Mauer, stellen ihren Fragen vor- und zur Diskussion. Mittels der Methode der kollegialen Beratung lotet die Arbeitsgruppe gemeinsam Handlungsoptionen aus.

Input: Sarah Bornhorst, Leiterin des Arbeitsbereichs Zeitzeugenarbeit / Oral History, und Cornelia Thiele, Projekt Neustart Kultur und Projekt Erinnerungsort Checkpoint Charlie, beide Stiftung Berliner Mauer

Moderation: Berit Elfbin Lacher, Netzwerk Agile Kultur

Eine Diskussion anhand zweier künstlerischer Interventionen in der Dauerausstellung des smac

Positive Erzählungen zielen darauf hinaus, die Stärken Vielfalt und demokratischer Werten zu betonen, um Räume zu erschaffen, in denen Menschen miteinander ins Gespräch kommen können. Ziel ist es dabei, Vorurteile abzubauen, partizipative Zugänge zu schaffen und Stereotype nicht durch Wiederholungen zu verstärken. Aufklärungsarbeit setzt sich kritisch mit Diskriminierungsarten und gesellschaftlichen Ausschlüssen auseinander. In ihr werden historische und aktuelle Zusammenhänge beleuchtet und hinterfragt. Sie versucht, auch Nichtbetroffene durch Bildungsangebote einzubeziehen und somit Resilienz zu schaffen, erklärt aktuelle Ungleichheiten und Barrieren und erschafft somit Aufmerksamkeit für gesellschaftliche Problemfelder.

Ausgehend von einem Impuls von Attila Bihari, 360◦-Agent & Mitarbeiter im Projekt „Change the smac“ des Staatlichen Museums für Archäologie Chemnitz soll in dieser AG über die Vor- und Nachteile der beiden Strategien diskutiert und der Frage nachgegangen werden, welche Strategien sich für welche Ziele eignen. Dies soll anhand von Beispielen aus der musealen, aber auch gesellschaftlichen Praxis geschehen.

Attila Bihari, 360◦-Agent & Mitarbeiter im Projekt „Change the smac“ des Staatlichen Museums für Archäologie Chemnitz

Moderation: Friedrun Portele-Anjangbe, Bildungsreferentin, Deutsches Historisches Museum, Berlin

 

Das Hambacher Schloss gilt als Wiege der deutschen Demokratie. Mit dem sog. „Neuen Hambacher Fest“ sieht sich die Stiftung Hambacher Schloss seit 2018 dem Versuch einer rechtspopulistischen Vereinnahmung ausgesetzt, dem sie nun ein Maßnahmenpaket entgegengesetzt hat. Dieses umfasst eine angepasste Stiftungssatzung, eine Stellungnahme gegen Vereinnahmung, ein Leitbild, eine Besucherordnung sowie flankierende Veranstaltungen. Ausgehend von einem Impuls von einem Impuls (streichen) von Dr. Kristian Buchna, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Hambacher Schloss, soll in der Arbeitsgruppe der mögliche Nutzen der Maßnahmen diskutiert werden. Darüber hinaus geht es um die grundsätzliche Frage nach dem Schutz der Meinungsfreiheit auf der einen und der notwendigen Abgrenzung bzw. Zurückweisung von antidemokratischen Positionen auf der anderen Seite.

Input: Dr. Kristian Buchna, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Hambacher Schloss

Moderation: Michael Sulies, Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR)

Der Rechtspopulismus wirkt sich auf unsere Gesellschaft aus. Das ist für die einen Museen in ihrer Arbeit stärker, für die andere Museen weniger stark zu spüren. Auch in Museen, die sich nicht konkret in ihrer Arbeit davon betroffen fühlen, kommt es zu Initiativen von Mitarbeitenden, die die Museen in der Pflicht sehen, sich nach außen deutlich zu positionieren. Das Filmmuseum Potsdam hat sich entschieden, im museumseigenen Kino eine Reihe „Kino gegen rechts“ zu starten. Johanne Hoppe, künstlerisch-wissenschaftliche Referentin, und Birgit Acar, Kuratorin für das Kino des Museums, berichtet in eine kurzen Impuls von dem Anliegen, das hinter diese Reihe steht und seiner Umsetzung. Davon ausgehend diskutiert die Gruppen verschiedene Weisen, sich als Museums zu positionieren und Stellung zu beziehen. Sie setzt sich mit den dahinterstehenden Haltungsfragen, rechtlichen Grundfragen und Fragen der Wirksamkeit und Nachhaltigkeit.

Input: Johanne Hoppe, künstlerisch-wissenschaftliche Referentin, und Birgit Acar, Kuratorin für das Kino des Museums, beide Filmuseum Potsdam

In den letzten Jahren haben verschiedene Akteure der Kultur, darunter auch Gedenkstätten & Museen, Anlass gesehen, sich angesichts des Einflusses des Rechtspopulismus zu vernetzen, gegenseitig zu unterstützen und sich z.T. öffentlich zu positionieren. Verschiedene bestehende Verbände haben Stellungnahmen veröffentlicht, Initiativen wie z.B. „Die Vielen“ gründeten sich. Jüngst hat sich auf einer Tagung ein Netzwerk vor allem kleinerer Museen zusammengefunden. Ausgehend von einem moderierten Gespräch zwischen Karoline Zinßer, Leiterin der Geschäftsstelle der Vielen, und Benjamin Kryl, Direktor des Museums der Stadt Pachim und Vertreter des frisch gegründeten Netzwerks, diskutiert die Arbeitsgruppe Potentiale und Formen der Vernetzung und Solidarisierung. Dabei soll auch über Für- und Gegenargumente, Formen, rechtliche Grundlagen und Konsequenzen der öffentlichen Positionierung diskutiert werden.

Input: Karoline Zinßer, Leiterin der Geschäftsstelle der Vielen, und Benjamin Kryl, Direktor des Museums der Stadt Pachim und Vertreter des Netzwerks zu Rechtspopulismus/Rechtsextremismus und Museen

Urte Evert, Leiterin des Stadtgeschichtlichen Museums der Zitadelle Spandau, stellt in dieser Arbeitsgruppe ein Beispiel direkter politischer Einflussnahme in Zusammenhang mit den Denkmalstürzen 2020 vor: „Eine rassistische Skulptur aus Zehlendorf sollte abgebaut und zur Zitadelle Spandau ins Museum „Enthüllt – Berlin und seine Denkmäler“ verbracht werden. Nachdem der Skulptur der Kopf abgeschlagen wurde, ereigneten sich zunehmend enthemmte parteipolitische Zugriffs-Versuche auf das wissenschaftliche Konzept der Ausstellung . Im Zuge des gesamten Prozesses stellte sich heraus, dass Bezirksmuseen nicht als wissenschaftliche Einrichtungen gelten und damit derartigen Angriffen machtlos gegenüberstehen. Wir suchen erfolgreiche Strategien, um den Einflussversuchen zu begegnen und auch den demokratisch gesinnten Politiker:innen zu verdeutlichen. dass ihre Zugriffs-Versuche Einfallstore sind für undemokratische, aber demokratisch gewählte Parteien.“ Mit Hilfe der Methode der kollegialen Beratung erarbeitet die Arbeitsgruppe Lösungsstrategien und versucht anschließend übergreifende Erkenntnisse für alle Museen festzuhalten.

Input: Urte Evert, Leiterin des Stadtgeschichtlichen Museums der Zitadelle Spandau

Kunst und Kultur spielen in liberalen Demokratien eine zentrale Rolle. Sie schaffen Begegnungen, üben Kritik, stiften Sinn, sorgen für Irritation und sind damit Ausdruck und zugleich Voraussetzung einer freien Gesellschaft. Ergibt sich aus diesem demokratischen Selbstverständnis für Kulturinstitutionen eine Pflicht, aktiv für Demokratie einzustehen und sie gegen ihre Feinde zu verteidigen; oder können Kunst und Kultur ihrer demokratischen Rolle gerade nur dann gerecht werden, wenn sie frei sind von eben jener Pflicht? Die Arbeitsgruppe widmet sich dem demokratischen Selbstverständnis von Kunst und Kultur und fragt nach den Konsequenzen für die Rolle der Kulturpolitik. Was muss eine zeitgemäße Kulturpolitik mit leisten? In welcher Weise darf und sollte die Kulturpolitik Einfluss auf die Kultureinrichtungen nehmen? Was sind legitime und sinnvolle Werkzeuge – und was nicht?

Moderation und Input: Paul Jürgensen, Das Progressive Zentrum e.V.